Transgenerational knowledge transfer in social movements
Was können wir aus generationsübergreifenden Dialogen zu politischen Kämpfen rassifizierter Menschen in Deutschland lernen und was ergibt sich daraus für aktuelle aktivistische Praxen? Dieser Fragestellung widmeten wir uns in unserem Projekt “Von Träumen und Traumata zu Selbstorganisation und Widerstand”. Dabei initiierten wir Gruppengespräche mit Aktivist*innen unterschiedlicher Generationen aus politischen Kontexten, in denen wir selbst und/oder unsere Familien aktiv sind oder waren. Unser Ziel war es darüber ins Gespräch zu kommen, welche Phänomene migrantische Selbstorganisierungen über Generationen hinweg beschäftigen und inwiefern ihre heutige politische Arbeit historisch (un)informiert ist. Diesen Ausgangspunkt nahmen wir zum Anlass, um zusammen darüber nachzudenken, wie ein produktiverer Umgang mit (Dis)Kontiuitäten aussehen kann und welche (neuen) Formen von Wissensweitergabe es braucht, damit politische Selbstorganisierungen bewegungs- und generationsübergreifend nachhaltig von der eigenen Arbeit und von Formaten wie unseren Generationsgesprächen profitieren können. Durch die gemeinsame Rekonstruktion von Erfahrungen aus migrantischer Selbstorganisierung, wollten wir politische Kämpfe verschiedener Generationen zueinander in Beziehung setzen, um gegenseitiges Verständnis, neue Erkenntnisse und die Stärkung zukünftiger Bewegungen zu fördern.
Durch den Wunsch von einigen Teilnehmer*innen, die Form der Generationsgespräche sowie die gemeinsamen Diskussionen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, entschlossen wir uns dazu, diese in der Form eines Zines zu veröffentlichen. Indem wir die Methode sowie die Gesprächsthemen aufbereiten und in einen größeren Kontext stellen, erhoffen wir uns, Diskussionen in linken Bewegungen anzustoßen und andere zu ermutigen, ähnliche Initiativen zu starten.
Lea Sherin ist PoC und Teil der zweiten Generation. Ihre Eltern kommen aus Sri Lanka sowie der BRD. In ihrer politischen Praxis vermisst sie Austauschräume mit Menschen älterer Generationen, weshalb ihr dieses Projekt ein wichtiges Anliegen war.
Rahul ist Teil der zweiten Generation und seine Eltern kommen aus Bangladesch und der DDR. Inspiriert von sozialistischen Bestrebungen, die schon seine Eltern zusammen brachten, ist er in verschiedenen sozialen Bewegungen aktiv. Für ihn bedeutet das Projekt die Verbindung persönlicher Anliegen aus familiären und politischen Kontexten.
Lorena ist Afro-Deutsch in vierter Generation, ihre kamerunischen Wurzeln sind innerhalb von 100 Jahren von Urgroßvater zu Opa und Mama übertragen und nun sind ihre Kinder wiederum väterlicherseits mit erster Generation Afrikabezug geboren. Viele familiäre Traumata, -ismen und Krankheiten machen das Leben zu einer großen Herausforderung. Mit dem Gefühl, die Verantwortung der langen Familiengeschichte weiterzutragen, findet sich permanent neue Motivation für das Leben und auch zu diesem Projekt.
Dieses Projekt ist im Rahmen einer Kooperation auf The Living Archives dokumentiert. Für Fragen könnt ihr gerne die verantwortlichen Autor*innen kontaktieren: struggling4generations@systemli.org