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(Nicht) die Ordnung vereiteln

Das Schulsystem in den ‘deutschen Kolonien’ trennt Schüler*innen nach ‘Hautfarbe’ und ‘Geschlecht’. Gelehrt wird, was der Kolonialverwaltung und den weißen Siedler*innen nützt. Das stößt auf Widerstand.

Missionsschule für Schwarze Kinder in 'Deutsch-Südwestafrika', dem heutigen Namibia, o.J.
©Bildarchiv der Deutschen Kolonialgesellschaft, Universitätsbibliothek Frankfurt am Main
©Gemeinfrei

In den sogenannten ‘deutschen Kolonien’ auf dem afrikanischen Kontinent (1884-
1918) ist das Leben der Schwarzen Bevölkerung von rassistischer Diskriminierung und Unterdrückung durch das koloniale System geprägt. Die jeweiligen afrikanischen Bevölkerungen, ihr soziales System, ihre Sprachen, ihre Kulturen und ihr Wissen werden verdrängt und durch solche ersetzt, die der Kolonialherrschaft, den Siedler*-
innen und den Handelsfirmen dienen. Dies geschieht durch offene Gewalt, aber auch durch Betrug und andere Strategien. Gerechtfertigt wird dies mit rassistischen Argumenten, wonach die afrikanischen Bevölkerungen zivilisiert, missioniert und erzogen werden müssten.

Missionsschulen spielen eine bedeutende Rolle bei der Durchsetzung des kolonialen Projekts. Es gibt Schulen für weiße und Schulen für Schwarze Kinder, Unterricht für Jungen* und solchen für Mädchen*. Neben Grundlagen im Rechnen, Lesen und Schreiben werden die Jungen* in Handwerk und Landwirtschaft und die Mädchen* in Hauswirtschaft unterwiesen, so dass sie auf den Farmen der weißen Siedler*innen deren Arbeiten verrichten können.

Der Besuch von Missionsschulen ist nicht im Interesse von Schwarzen Familien, Kindern wie Erwachsenen. Er hält die Kinder davon ab, ihren Tätigkeiten nachzu-
gehen. Sie lernen in den Schulen der Weißen weder das, was sie brauchen und wissen wollen, noch lernen sie in einer Art und Weise, die der Weitergabe von Wissen in den jeweiligen lokalen Gesellschaften entspricht. Durch den Besuch von Missions-
schulen werden die Kinder ihrer Gemeinschaft entzogen. Die Kinder und ihre Eltern wehren sich gegen die Gewalt, die angewendet wird, um den zunehmenden Schulzwang in einigen ‘Kolonien’ durchzusetzen. 

Einzelne Schwarze Kinder und Jugendliche, meist Jungen* aus einflussreichen Familien, haben die Möglichkeit, eine höhere Schule zu besuchen. Sie werden dort darauf vorbereitet, als Mittler*innen zwischen der afrikanischen Bevölkerung und der deutschen Kolonialverwaltung zu arbeiten. Einige wenige gehen in Deutschland zur Schule oder absolvieren dort eine Ausbildung.

Manche der Absolvent*innen höherer Missionsschulen nutzen ihre erworbenen Einblicke in das koloniale System und seine rassistische Ordnung, um dagegen Widerstand zu leisten. Zwei ehemalige Missionsschüler führen den bewaffneten Widerstandskampf in ‘Deutsch-Südwest’, dem heutigen Namibia, an: Samuel Maharero, politische Führungspersönlichkeit der OvaHerero, und Hendrik Witbooi, politische und religiöse Führungspersönlichkeit der Nama. Auch Jungen* und Mädchen* der Bonamanga besuchen in Kamerun und im Kaiserreich deutsche Schulen und setzen später als Erwachsene ihr Wissen ein, um gegen die koloniale Ausbeutung und Unterdrückung zu kämpfen.

Der ehemalige Missionsschüler und Freiheitskämpfer Hendrik Witbooi wird im ParliamentGardens Windhoek, Namibia, geehrt, Aufnahme von 2016 ©Pemba.mpimaji
Der ehemalige Missionsschüler und Freiheitskämpfer Samuel Maharero wird in Okahandja, Namibia, geehrt, Aufnahme von 2006 ©bries
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