Bayume Mohamed Husen wird am 22. Februar 1904 als Mahjub bin Adam Mohamed Hussein in „Deutsch-Ostafrika“, dem heutigen Tansania, geboren. Seine Kindheit ist vom deutschen Kolonialismus geprägt. Als Sohn eines Offiziers der Askari besucht er eine Regierungsschule in Daressalam. Im Ersten Weltkrieg wird er im Alter von zehn Jahren als Kindersoldat rekrutiert, um wie sein Vater die Interessen der deutschen Kolonialmacht zu verteidigen. Er wird verwundet und gerät in britische Kriegsgefangenschaft.
In den folgenden Jahren heuert Husen auf deutschen Schiffen an. 1929 reist er nach Berlin, um für seinen Vater und sich den ausstehenden Sold für den Militärdienst als Askari einzufordern. Das Auswärtige Amt lehnt die Ansprüche ab. Husen lässt sich jedoch weder abspeisen noch nach Daressalam zurückschicken. Er bleibt in Berlin.
Hier gelingt es ihm schnell, beruflich Fuß zu fassen. Von 1930 bis 1935 ist er im Haus Vaterland angestellt. Er kellnert in der Wildwest-Bar, springt aber auch im Türkischen Café ein, wo er mit anderen Kollegen in „landestypischer“ Verkleidung für das entsprechende Ambiente zu sorgen hat. Zwischen 1931 und 1941 arbeitet er als Lektor für Kiswahili am Seminar für Orientalische Sprachen und gibt dem Lautarchiv Sprachproben.
Von 1934 bis 1941 tritt er in Völkerschauen auf, darunter in der Deutschen Afrika-Schau, und wirkt in zahlreichen Kolonialfilmen mit.
Husen muss sein Auskommen mit mehreren Jobs bestreiten. Trotzdem bleibt seine Lebenssituation unsicher, denn er kann nur in den wenigen Nischenbereichen arbeiten, die Schwarzen Menschen vorbehalten sind. Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten spitzt sich die Lage zu. Kurz zuvor hat Husen seine schwangere Freundin Maria Schwandner geheiratet; im Sommer 1933 müssen beide ihre Ausweise abgeben und erhalten Fremdenpässe.
Husen, der keine behördliche oder rechtliche Auseinandersetzung scheut, nimmt dies nicht hin. Er wendet sich, wie schon zuvor, an das Auswärtige Amt – wieder ohne Erfolg. Als er 1935 aufgrund der Denunziation eines „arischen“ Kollegen im Haus Vaterland entlassen wird, reicht er Klage ein. Doch das nationalsozialistische Arbeitsgericht folgt seiner Version nicht.
Während der Dreharbeiten zum Film Carl Peters wird Husen erneut denunziert: diesmal aufgrund einer Affäre mit einer weißen deutschen Frau. Der 1941 erfolgten Anklage wegen „Rassenschande“ folgen Schutzhaft und die Deportation ins KZ Sachsenhausen. Dort stirbt er am 24. November 1944. Ihm zum Gedenken wird 2007 in der Brunnenstraße ein Stolperstein gelegt. Es ist der erste für ein Schwarzes Opfer des Nationalsozialismus.