Fritz Teppich (1918 – 2012)

„Ich bin Angehöriger des jüdischen Volkes. Und vor allem Kommunist. Ich bleibe Jude, solange es Antisemiten gibt.“



Fritz Teppich wird am 26. November 1918 in Berlin als fünftes von sechs Kindern geboren und wächst in einer liberalen jüdischen Familie auf. In der Schule wird er mit antisemitischen Anfeindungen konfrontiert – eine Erfahrung, die ihn prägt und politisiert. Schon früh ist er in einer jüdischen, dann in einer kommunistischen Ju­gend­organisation aktiv. Er eignet sich eine Überzeugung an, für die er zeitlebens eintritt: die Notwendigkeit des Kampfes für eine gerechte Gesellschaft und gegen jede Form von Nationalismus.

Am 1. April 1933, wenige Monate nach dem Machtantritt, setzt das natio­nal­sozia­listische Regime den Boykott jüdischer Geschäfte reichsweit um. Gertrud Teppich erkennt die Gefahr und handelt sofort: Sie schickt ihre Söhne Fritz und Hans – beide erst vierzehn und fünfzehn Jahre alt – nach Paris in eine Kochlehre. Unter­stützt wird sie dabei von ihrer Tochter Melanie und deren Ehemann Gerhard Kempinski.

Nach seiner Ausbildung geht Fritz Teppich nach Belgien. Im September 1936 schließt sich der 17jährige den Internationalen Brigaden an und kämpft in Spanien gegen das faschistische Franco-Regime. Mit dem Sieg der Franco-Truppen beginnt für ihn eine mehrjährige Odyssee: Zwischen 1939 und 1942 wird er mehrfach ver­haf­tet, kann immer wieder fliehen und schließlich in Portugal untertauchen.

Die älteren Geschwister von Fritz Teppich überleben die Shoah in England. Seine Mutter und sein jüngster Bruder Helmut schaffen es nicht. Sie werden in den Nie­der­lan­den von der Gestapo verhaftet, im KZ Westerbork interniert und 1943 und 1944 in Auschwitz ermordet. Ihre Stolpersteine liegen in der Düsseldorfer Straße 47.

Fritz Teppich kehrt 1947 nach Deutschland zurück, um sich am Aufbau eines anti­fa­schis­ti­schen Staates zu beteiligen. Er ist als West­berliner Kor­res­pon­dent für die Nach­rich­ten­agentur der DDR (ADN) tätig, setzt sich für ein Verbot der NPD ein und macht unermüdlich auf nationalistische und neofaschistische Entwicklungen auf­merk­sam. Er veröffentlicht seine Autobiografie sowie mehrere Bücher zur Ge­schich­te linker Be­we­gungen und engagiert sich in der jüdischen Gemeinde.

Fritz Teppich bei einer Protestaktion am 5. November
1990 vor dem „Kempinski“

Zu Beginn der 1980er Jahre organisiert Fritz Teppich mit Unterstützung seines Neffen Tom Kempinski den Protest gegen die Weiterverwendung des Namens „Kempinski“ durch eine internationale Hotelkette. Deren Geschichte ist eng mit dem Unternehmen Aschinger – dem einstigen „Arisierer“ des Unternehmens Kempinski – verbunden. In einer Aufsehen erregenden Kampagne stellt er die widerrechtliche Aneignung des einstigen Familienunternehmens öffentlich zur Diskussion, verweist auf die zahlreichen historischen Verstrickungen und erreicht 1994, dass das Bristol Hotel Kempinski in der Fasanenstraße wenigstens eine Gedenktafel anbringt. Fritz Teppich stirbt am 25. Februar 2012 in Berlin.