Ladislaus Löwenthal (1879 – 1942)
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Ladislaus Löwenthal wird am 11. Dezember 1879 in Pilsen (Böhmen) geboren. Er lässt sich 1908 in Berlin nieder. Als Geiger und Kapellmeister macht er sich schnell einen Namen und leitet einige der besten Salonorchester der Stadt. Er tritt in Konzertcafés und in den neuen, prächtigen Tanzpalästen Berlins auf, gibt Freiluftkonzerte und nimmt Schallplatten mit Tanz- und Revuetiteln auf. 1928 wird Löwenthal mit seinem Orchester im Haus Vaterland fest verpflichtet und ist einer von vier Haus-Dirigenten. Seine Plattenaufnahmen mit Salonmusik und Trinkliedern aus dem Haus Vaterland sind bekannt und beliebt.
Grammophonplatte der Kapelle Löwenthal, 1930
Über die Familiengeschichte und den Werdegang Löwenthals ist nur wenig bekannt. Als Berufsmusiker muss er, wie viele andere seiner Kolleg*innen in der Unterhaltungsbranche, mit großen Unsicherheiten kämpfen. Als er im Haus Vaterland endlich fest engagiert wird, hat er bereits viele Jahre Berufserfahrung hinter sich und ist fast fünfzig Jahre alt.
Löwenthal ist nicht der einzige bekannte jüdische Musiker mit festem Engagement in dem von der Familie Kempinski betriebenen Gaststättengroßunternehmen. Ein weiterer Haus-Dirigent des Haus Vaterland ist Henry Rubin, ebenfalls aus der Sparte der leichten Unterhaltungsmusik. Im dortigen „Palmengarten“ spielen die Sid Kay’s Fellows, eine in der damaligen Jazz-Szene weithin bekannte Band.
Ab 1933 untersagt das von den Nationalsozialisten verhängte Berufsverbot jüdischen Künstler*innen öffentliche Auftritte. Der Kulturbund Deutscher Juden – eine im Juli 1933 von jüdischen Initiator*innen gegründete Selbsthilfeorganisation – versucht, arbeitslos gemachten Kulturschaffenden zu neuen Erwerbsmöglichkeiten zu verhelfen. Das ist angesichts der strengen Überwachung durch die Gestapo nur schwer zu verwirklichen. Trotzdem gelingt es dem Kulturbund vor allem in Berlin, fast täglich Kulturveranstaltungen durchzuführen. 1936 zählen die in verschiedenen Städten gegründeten Kulturbünde über 70.000 Mitglieder.
Ob sich Löwenthal seinen Lebensunterhalt eine Zeit lang mit Hilfe des Kulturbundes sichern kann, ist nicht bekannt. Er flieht, offenbar kurz nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten, nach Prag. Im Februar 1942 wird er von dort aus zunächst ins Ghetto Theresienstadt und am 11. März ins sogenannte „Durchgangsghetto“ Izbica deportiert. Dort stirbt er.
Wie Ladislaus Löwenthal die Jahre zwischen seiner Flucht und seiner Deportation 1942 überlebt hat, ob er in jener Zeit weiterhin als Musiker arbeitet und was mit seiner Familie geschehen ist, sind Fragen, die sich nicht (mehr) beantworten lassen.