Protest gegen 'Willkommensklassen'

Am Beispiel des Romano-Bündnisses: Es wird 2013 von Berliner Rroma Selbstorganisationen, Initiativen und einzelnen Aktivist*innen gegründet, um unter anderem gegen die Wiedereinführung der segregierten Beschulung durch den Berliner Senat zu protestieren.

Streitgespräch zwischen Vertreter*innen der IniRromnja und des Rroma Informations Centrum und der damaligen Integrationsbeauftragten des Landes Berlin Monika Lüke anlässlich der Verabschiedung des Berliner Aktionsplan zur Einbeziehung ausländischer Roma, 2013 ©Nihad Nino Pušija

Unser Ziel ist es, die eigenen Ressourcen und Kompetenzen zu bündeln und aus den Communities heraus für die Communities zu handeln. Als wir gegen die Wiedereinführung der segregierten Beschulung durch den Berliner Senat protestieren, gehören dem Bündnis die IniRromnja, das Rroma Informations Centrum und das Rroma Aether Klub Theater an.

Als Bündnis kritisieren wir die sogenannten 'Willkommensklassen', die in Berlin-Neukölln auch als 'Roma-Klassen' bezeichnet werden. Im Berliner Aktionsplan zur Einbeziehung ausländischer Roma des Berliner Senats wird die Trennung von Schulkindern begründet. Deswegen nennen wir ihn: Berliner Aktionsplan gegen die Einbeziehung von Roma. In unserer Stellungnahme, die wir durch Protestaktionen begleiten, fordern wir dagegen die Inklusion aller Kinder. Anstatt gesonderte Klassen einzurichten, sind Schulen personell und regelfinanziert besser auszustatten, um in den Regelklassen den Anforderungen einer vielfältigen Schule gerecht zu werden. Neuzugewanderte Kinder können durch zusätzliche Sprachangebote stundenweise ihren Bedürfnissen entsprechend gefördert werden.

Die IniRromnja ist ein Zusammenschluss von Rromnja* und Sintizze*. Wir wollen nicht länger hinnehmen, dass die Ablehnung, Feindseligkeiten und Gewalt gegen uns verschwiegen, bagatellisiert oder gar gerechtfertigt werden. Wir setzen uns für die Benennung und Bekämpfung jeglicher Form von Rassismus ein. Unsere Aktionen haben vor allem das gegenseitige Empowerment, Solidarität und Unterstützung im Blick. Wir übernehmen Positionen aus Rromnja* und Sintizze* Perspektiven, betreiben aber keine Stellvertreter*innen Politik, sondern sprechen mehrstimmig.

Das Rroma Informations Centrum e.V. wird im August 2011 gegründet. Vor dem Hintergrund unserer Kritik daran, dass bis heute die Belange von Rroma meist aus der Perspektive von Nicht-Rroma behandelt werden, setzen wir dem eine selbstbestimmte Arbeit entgegen. Wir wollen unsere Geschichte selbst erzählen und gestalten. Das Centrum bietet eine Plattform für Rroma-Aktivist* innen, um unseren Stimmen Gehör zu verschaffen. Ziel des Vereins ist es, die Vielfalt an Rroma- Perspektiven zu Themen wie Politik, Bildung, Kunst und Kultur aufzuzeigen.

Das Rroma Aether Klub Theater besteht seit 2006. Wir setzen uns mit der künstlerischen Tradition von Rrom*nja und Sinti*zze auseinander. Wir befassen uns auch mit Werken der Weltliteratur, in denen Sinti*zze oder Rrom*nja als Hauptfiguren vorkommen – oder vorkommen könnten. Das Bedürfnis, einen eigenen, realen Raum zu schaffen, gründet auf der Erfahrung, ständig als das Andere der Gesellschaft wahrgenommen und behandelt zu werden. Das Theater bezieht 2011 eigene Räume in Neukölln, wird aber aufgrund von Gentrifizierung wieder verdrängt. Die inhaltliche Arbeit geht dennoch weiter.